Konventioneller Produktenstehungsprozess
Der vom Markt erzeugte Druck auf die produzierende Industrie am Standort Deutschland erfordert eine intelligente Produkt- und Produktionsplanung, bei der die Anforderungen des Endkunden hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Qualität erfüllt werden müssen. Die Verbindung des produktbezogenen Wissens über ein Enderzeugnis mit der genauen Kenntnis der Grenzen und Möglichkeiten zur Verfügung stehender Fertigungsprozesse und einzusetzender Maschinensysteme ermöglicht die Ausschöpfung von verbleibendem Produktivitätspotenzial. Oft fehlt ein übergreifendes Verständnis von den Eigenschaften und Fähigkeiten verfügbarer Produktionsmittel, wodurch die Auslegung von Enderzeugnissen in der Regel entkoppelt von der verfügbaren Produktionstechnik erfolgt. Nachteilig können sich in diesem Zusammenhang z. B. ein übertrieben vorsichtiges Produktdesign und damit eine unwirtschaftliche Fertigung auswirken. Gleichermaßen kann auch der umgekehrte Fall eintreten, bei dem die Grenzen der einzusetzenden Maschinen überschätzt werden und so aufwändige Iterationsschleifen zur Herstellung eines fertigungsgerechten Produktes durchlaufen werden müssen. Darüber hinaus mangelt es in der Regel an integrativen Modellen zwischen der CAD-CAM-NC-Kette eines produzierenden Unternehmens und dem Engineering-Prozess eines Maschinenherstellers. Letztere können auf vielfältige Mess- und Simulationsmöglichkeiten zurückgreifen, die die Entwicklung von Maschinen mit extrem hohen Ansprüchen an Leistungsfähigkeit und Genauigkeit ermöglichen. Obwohl dieses Wissen bereits in digitaler Form vorliegt, ist eine

Weiterverwendung in der Fertigungsplanung eines Produktionsunternehmens aufgrund mangelnder Durchgängigkeit zum maschinenherstellerseitigen Engineering-Prozess derzeit nur in Ausnahmefällen möglich. Eine wesentliche Restriktion heutiger Maschinen aus dem Bereich der zerspanenden Technologien ist durch das Auftreten regenerativer Ratterschwingungen gegeben. Daher müssen bei der Inbetriebnahme und beim Betrieb von Maschinensystemen häufig umfangreiche Versuchsreihen zur Ermittlung prozesssicherer Fertigungsbedingungen durchgeführt werden, die eine nicht wertschöpfende Maschinenbelegung nach sich ziehen. Das Verständnis dieser dynamischen Effekte ist prinzipbedingt beim Maschinenhersteller deutlich ausgeprägter. Dessen Kunden, d. h. Maschinenanwender, können davon nur partiell profitieren, weil bisher keine anforderungsgerechten Simulations- und Planungssysteme vorliegen, die dieses Wissen der Fertigungsplanung in adäquater Form zur Verfügung stellen. Dem Anwender entstehen dadurch erhebliche Kosten und Wartezeiten. Andererseits deckt der industrielle Fertigungsbetrieb Defizite auf, die einer Qualitätssteigerung von Produktionsmitteln als Ausgangspunkt dienen können. Auch für den Informationsfluss vom Maschinenanwender zum Maschinenhersteller ist keine Durchgängigkeit gegeben, so dass Fertigungsdefizite, die Symptome zur Identifizierung maschineninterner Verbesserungspotenziale darstellen, erst in aufwändigen Analysen in Ursachenkenntnis übertragen und vermieden werden können.
 
   
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